Musik als Diät
Seit Start dieses Blogs habe ich etwa 10 Kilo abgenommen! Das ist ’ne ordentliche Leistung, auch wenn da irgendwie so direkt nichts sichtbar ist, Plautze bleibt Plautze, aber Musik hören ist wirklich besser als jede Diät! Und ich fress sogar mehr als früher.
Morgens zum Wachwerden Radio, es werden nacheinander „Sportfreunde Stiller“ und „Bruno Mars“ durch den Äther genudelt, und schon 1 Liter Bröckelkotze verloren. Da darf das Frühstück ruhig etwas üppiger ausfallen: Müsli, Marmeladenbrot, lecker O-Saft, Kippchen dabei. Nebenbei Musik wär geil. CD-Player anwerfen, mal schauen was die Soloplatte von „Judith Holofernes“ so kann. Das Marmeladenbrot ist noch nicht verdaut, da meldet es sich zurück und geht eine Symbiose mit dem Kaffee ein, angeekelt fische ich die gröbsten Brocken raus, verbrühe mir dabei fast die Finger und entscheide, den Kaffee doch nicht mehr nötig zu haben. Ich hab jetzt eh keinen Hunger mehr, schmeiße das ganze versiffte Zeug inklusive der Kippe ins Spülbecken und erfrische die Mundflora mit nem Gläschen Pfefferminzlikör sowie einem Rest Baileys, der musste eh weg. Der Magen will nicht so ganz, also rufe ich kurz auf der Firma an: „Sorry, bin immer noch krank…ja, Durchfall…ich weiß, zieht sich schon über ne Woche…ja, der Arzt hat mir Ruhe verordnet…“ – anschließend ab auf die Couch, entspannen.
Den Kotzeimer neben mir, greife ich wahllos in die Kiste mit Besprechungsmaterial und zücke eine nett anmutende Platte, aufgeräumtes und stilvolles Cover, wie heißt denn die Band, hm, so klein geschrieben – ah, „La Dispute“! Ich muss mich sofort erbrechen, treffe den Eimer nur zur Hälfte, stehe auf und will den Wischer holen, stoße dabei den Eimer komplett um, gehe zum Kühlschrank und öffne mir ein Bier. Mal den Computer anschalten und noch ne Kippe schmöken. Es erklingt die Windows-Startmelodie und mir wird schon wieder übel, kann es aber gerade noch runterschlucken, spüle mit Bier runter und öffne mir ein neues. Der Schreibtischstuhl ist ein Scheiße von Arschhund, ich lege mich in stabiler Seitenlage auf den Computertisch und versuche, den Browser zu starten. Klappt so leidlich. GMX Startseite, ein Artikel über die „Broilers“, ich rutsche vom Tisch, finde den Eimer nicht und kotze in die Kiste mit dem Besprechungsmaterial. In dem Moment klingelt es an der Tür, ich werfe die Bierflasche gegen das Fenster und kann den DHL-Mann sehen, wie er mit einem kleinen Paket winkt. „Leg’s dahin und unterschreib selbst du Arsch“, brülle ich ihm zu, er schaut irritiert, versucht zu lächeln und klingelt nochmal. Der Penner! Ich stampfe zur Tür, trete feste dagegen bis sie auffliegt, der Postidiot drückt mir das verfluchte Paket in die Hand und hält mir einen Plastikstift hin, ich solle auf seinem elektronischen Gerät unterschreiben. Ich drücke dem verdutzten Trottel meine Zigarette in die Nase, wische mir höflichkeitshalber ein paar Kotzreste aus den Mundwinkeln, nehme den Stift und haue mit voller Wucht damit auf dieses ulkige Teil in seiner Hand. Der Paketschronz schaut irritiert, bedankt sich, und dackelt zu seinem Wagen. Ich betrachte das Paket, es pappt ein Aufkleber von „This Charming Man Records“ drauf. Kurz darauf hat der lustige Postfidelidada das Paket am Kopf und ich eine Sorge weniger, latsche zum PC, entdecke noch den Wodka von gestern Abend und nehme einen großen Schluck. Der Magen rumort, ich nehme einen Keks. Kurz Facebook checken. Ein neues Video von „Heisskalt“ poppt auf. Keks, Wodka, Bier, Baileys, Pfefferminzlikör, Müsli und Marmeladenbrot landen auf der Tastatur. Ich schließe das Video, tätschel zufrieden meinen Bauch und gucke, was neues an Emails da ist, während ich die Tastatur auf meinem Schoß auskippe und was von dem Bier nehme, das, glaube ich, noch von vorgestern hier steht.
Eine Email von „Heinrich K.“, dieser Würfelschubser, ich kenn den nichtmal, er fragt ob wir seine Rezension veröffentlichen würden, und verabschiedet sich mit einem Smiley. Mir wird übel. Erstmal in die Küche, ich glaub ich muss doch was essen, paar Nudeln von gestern sind noch da, ich greife mir ne handvoll und stopfe sie mir in den Rachen, spüle mit Bacardi nach und weil die Kombination widerlich ist, noch ne Cola hinterher. Das geht, die Nudeln bleiben drin. Zurück ins Arbeitszimmer. „Heinrich K.“ hat einen Link mitgeschickt, ich klicke drauf, anstatt dem erwarteten Kritiktext kommt tatsächlich ein Video von „Chuck Ragan“! Wieder muss ich mich übergeben, diesmal treffe ich den Eimer – bringt aber nichts, wenn die Unterseite gen Sofa zeigt. Ich will ihn aufrichten, laufe hin, rutsche auf einer Kekspackung auf, falle unglücklich halb auf die Couch, stoße mir dabei den Arm an der Tischkante – ausgerechnet den Musikknochen! – und lege mich erstmal ne Runde hin.
Zwei Stunden später werde ich wach, bestelle mir ne Familienpizza und will irgendwas über ne neue Trend-Diät schreiben, um mich für die „Gala“ als Chefredakteur zu bewerben. Titel des Artikels: „Musik als Diät“. Ich bin schon ne heiße Sau, knapp über meinem Idealgewicht. Ah, der Wodka ist immer noch nicht alle.